Am 1. Mai 1872 wurde auf Anregung des Landesvereines für Innere Mission in Sachsen ein „Rettungshaus für Knaben mit Diakonenbildungsanstalt“ in Gorbitz (heute Ortsteil von Dresden) gegründet. Zum Einen wurde dort Dresdener Straßenjungen ein Zuhause gegeben, zum Anderen wurden junge Männer als „Hausväter“ sozialarbeiterisch und theologisch ausgebildet.
Diese „Brüder“ begaben sich in eine verbindliche Gemeinschaft, die „Brüderschaft“. Diese verstand und versteht sich als Dienst- und Sendungsgemeinschaft. Die Gründung des sächsischen Diakonenhauses erfolgte nach dem Vorbild des Rauhen Hauses in Hamburg.
Der erste Leiter dieses renommierten Hauses war Pastor Emil Höhne. Die soziale Arbeit des Dresdner Diakonenhauses entwickelte sich rasch, sodass bald ein neues, erweitertes Gelände nötig wurde. Man entschied sich für den Aufbau des neuen Hauses auf
einem alten Moritzburger Bauernhof. 1899 erfolgte die Weihe der „Moritzburger Diakonenanstalt“. Die Gemeinschaft der Diakone
hieß von nun an „Moritzburger Brüderschaft“. Bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges hinein wurde in Moritzburg und an einigen Außenstandorten soziale Arbeit, im Wesentlichen Jugendhilfe, geleistet. Erfahren Sie mehr über die schwierigen Umstände,
mit denen sich die Brüderschaft in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, den Nachkriegsjahren und den Jahren bis zur politischen Wende auseinandersetzen musste im Buch"Geistliche Gemeinschaften in Sachsen" von Johannes Berthold und Markus Schmidt,
Verlag Pro Business.
Ein wesentlicher Betandteil der Diakonenausbildung besteht im Verkündigungsdienst. Nach der Verdrängung des Religions-
unterrichts aus den Schulen sah sich die Landeskirche zudem in der Pflicht, ihren eigenen kirchlichen Unterricht zu entwickeln, was dazu führte, dass sich die Diakonenausbildung in Sachsen durch eine besonders intensive religionspädagogische Prägung auszeichnet. Viele Diakone sind jedoch auch in der Altenhilfe, Jugendarbeit und in anderen sozialen Bereichen tätig bzw. tätig gewesen.
Das Jahr 1995 brachte eine grundlegende Veränderung für die Moritzburger Brüderschaft. Auf dem Brüdertag wurde mit großer Mehrheit beschlossen, künftig auch Frauen in die Gemeinschaft aufzunehmen. Als Konsequenz erfolgte die Umbenennung zur „Gemeinschaft Moritzburger Diakone und Diakoninnen“. 1997 wurden die ersten Diakoninnen eingesegnet. Inzwischen gehören mehr als einhundert Frauen unserer Gemeinschaft an und sind auch in deren Leitungsgremien vertreten.